„Kunstwerk des Monats“ – so ist die Reihe übertitelt, mit der die Stadt Warendorf monatlich ein Artefakt aus städtischem Besitz in das Bewusstsein ihrer Bürger rücken möchte. Von der Kupfermünze bis zum Hausaltar, vom Kinderspielzeug bis zum Ölporträt reicht dabei das Spektrum der kulturgeschichtlich bedeutenden Exponate, die jeweils für vier Wochen im Mittelpunkt des Interesses stehen und den Blick auf das reiche kulturhistorische Erbe der Stadt lenken sollen.
Eine Hutschachtel ist das Kunstwerk des Monats Oktober und ist ab Montag, 04.10.24 in der 1. Etage der Stadtverwaltung, Lange Kesselstraße 4-6, zu sehen.
Die Hutschachtel und der Zylinder sind Zeugnisse einer Zeit, in der Hüte ein fester Bestandteil der Herrenmode waren. Die Hutschachtel, gefertigt aus beklebter Pappe, hat die Maße 34 cm x 29 cm x 22 cm (L x B x H) und stammt aus der Zeit um 1900.
Noch in den 1950er Jahren kleideten sich die Männer aus Anlass einer Beerdigung oder hohen Feierlichkeiten mit einem schwarzen Anzug und Zylinder. Diese Zylinder konnten in Kürschnereien erworben werden und zur Aufbewahrung wurde oft gleich eine passende Hutschachtel mitgekauft.
Der klassische harte Glanzzylinder ist mit langflorigem Samt bezogen, dessen flachliegende Härchen durch Lichtreflexe glänzen. Die Seiten des Zylinders sind nach innen gewölbt (konkav).
Zum Aufbewahren und Transportieren des Zylinders diente die Hutschachtel, welche auf die Form des Zylinders zugeschnitten ist und aus Pappe mit Holzoptik außen besteht.
Der Deckel der Hutschachtel ist mit einem stilisierten Gürtel bedruckt, auf dem die Aufschrift "Fabrik - Lager Feiner Seiden-Filz -u. Modehüte" zu lesen ist. In der Mitte des Ovals erkennt man einen Adler mit ausgebreiteten Schwingen, der eine Weltkugel greift. Der Korpus ist außen mit einem mit Holzmaserung bedruckten braunen Papier beklebt, auf dem mit dem Aufdruck: "Hut- Mützen- und Schirmlager G. Roling Warendorf" ein Hinweis auf den Hersteller des Zylinders gegeben wird.
Tatsächlich findet sich in der Tageszeitung „Die Glocke“ 1885 eine Werbeanzeige des am Heumarkt wohnenden Kürschners und Hutmachers Gerhard Roling. Elf Jahre später firmiert er in der Münsterstraße 10, in dessen Ladenlokal auch heute ein Modegeschäft ansässig ist.
Der Besitzer des Zylinders kann durch die Signatur im Inneren des Zylinders bestimmt werden, denn hier hat sich mit einem schwarzen Stift B. Wittenbrink verewigt. Aus den Adressbüchern der Stadt ist erkennbar, dass er einige Häuser weiter auf der Münsterstraße lebte.