Luftaufnahme der Warendorfer Altstadt

Kunstwerk des Monats September


„Kunstwerk des Monats“ – so ist die Reihe übertitelt, mit der die Stadt Warendorf monatlich ein Artefakt aus städtischem Besitz in das Bewusstsein ihrer Bürger rücken möchte. Von der Kupfermünze bis zum Hausaltar, vom Kinderspielzeug bis zum Ölporträt reicht dabei das Spektrum der kulturgeschichtlich bedeutenden Exponate, die jeweils für vier Wochen im Mittelpunkt des Interesses stehen und den Blick auf das reiche kulturhistorische Erbe der Stadt lenken sollen. 

Eine Wahlurne ist das Kunstwerk des Monats September und ist ab sofort in der 1. Etage der Stadtverwaltung, Lange Kesselstraße 4-6, zu sehen.

Am Sonntag, dem 8. September fand neben dem Tag des offenen Denkmals auch der Ehrenamtstag statt.  In der Sammlung des Dezentralen Stadtmuseums findet sich unter der Inventarnummer 2022-1044 ein kleines Kästchen mit zwei Trichtern und zwei Schubladen. Hierbei handelt es sich um eine Wahlurne, die vom Männergesangsverein Lyra 1831/1868 Warendorf für Abstimmungen jeglicher Art bei Vereinsentscheidungen genutzt wurde.

Der inzwischen aufgelöste, im Jahr 1831 gegründete Männergesangverein, konnte auf eine beeindruckende, über 190-jährige Geschichte zurückblicken. Als ältester und geschichtsträchtigster Chor des Sängerkreises „Emsland“, dem alle Gesangsgruppen der ehemaligen Altkreise Beckum, Wiedenbrück und Warendorf angehören, spielte der Verein eine herausragende Rolle in der regionalen Musik- und Kulturgeschichte.

Bereits 1841 trat der Männergesangverein erstmals öffentlich in Erscheinung, als er anlässlich der Gründung des Bürgerschützenvereins Warendorf auftrat. Seitdem hatte der Chor zahlreiche Auftritte bei Festen in der Stadt Warendorf, sang aber auch bei Papst- und Bischofsjubiläen. Hierbei errang er eine große Anzahl an Pokalen und Preisen, die nach der Auflösung des Vereins im Dezentralen Stadtmuseum aufbewahrt werden.

Das aus Eichenholz gefertigte Kästchen mit den Maßen 26,8 cm x 14,8 cm x 12,3 cm (L x B x H) kann aufgrund der Fertigungsweise in die 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts datiert werden. Es steht auf vier untergenagelten Füßen. Auf der Vorderseite sind zwei Schubkästen und der Deckel ist mit zwei konisch gearbeiteten Trichtern versehen. Die Trichter sind in hellem Lindenholz und dunklem Nussbaum gefertigt und führen in die darunterliegenden Schubkästen.

Durch die Anzahl der Kugeln bzw. Erbsen, die in den positiven hellen oder negativen dunklen Trichter geworfen wurden, konnte so ein Wahlergebnis erzielt werden.

Somit bietet dieses bescheidene Kästchen einen kleinen Einblick in die demokratischen Entscheidungen, die in einem ehrenamtlich geführten Verein getroffen wurden.