Die zweite Ausgabe der Warendorfer Europagespräche im Sophiensaal fand am Samstag im ausverkauftem Sophiensaal statt. Die Veranstaltung stand unter dem Titel „Europa neu denken? Wie die Gemeinschaft in die Zukunft retten“ und war mit Prof. Michel Friedman und Prof. Herfried Münkler hochkarätig besetzt.
„Wir haben heute sehr kluge Köpfe auf der Bühne hier im Sophiensaal“, so Bürgermeister Peter Horstmann bei der Begrüßung.
90 Minuten ging es um das Thema: wo und wie stehen Deutschland und Europa aktuell zwischen Russland, China und den USA unter Donald Trump. Dabei war Kernpunkt: wie steht es um unsere Demokratie. Die Leitung des Gesprächs lag bei Sonia Seymour Mikich, langjährige Moderatorin des Politmagazins „Monitor“.
„Die EU scheint mir manchmal sehr erschöpft zu sein. Sie kommt einfach nicht aus den Puschen, um zukunftstüchtig zu werden“, stellte Prof. Herfried Münkler gleich zu Anfang fest. Man fürchtet sich vor Krieg, Jobverlust und Naturkatastrophen. „Es gab immer Phasen, wo es Krisen gab“, entgegnete Michel Friedman. In Zeiten von Chruschtschow und Kennedy sei es auch nicht gerade friedlich zugegangen. „Wir reden hier aber auch nicht über Angst, sondern über Furcht“, erklärte der Philosoph und bemühte sich um die Trennung der Begrifflichkeiten.
„Ab und zu kommt eine Welle der Angst über die Gesellschaft. Die neuen sozialen Medien verstärken das und überfordern unsere Fähigkeit zu filtern. Und Angstbewirtschaftung, das ist für manch eine Partei eine Mehrung der Stimmen“, mahnte Münkler und fügte an, man müsse wieder lernen, genau hinzusehen. Damit bezog er sich auch auf den aktuellen Bundestagswahlkampf. „Wenn ich mir die Wahlplakate ansehe, dann fühle ich mich beleidigt", sagte der Politikwissenschaftler. „Die sind eine Provokation von Dummheit“, warf Friedman ein.
Michel Friedman befürchtet, dass in zwei Jahren Marie Le Pen in Frankreich an der Macht ist und Deutschland in vier Jahren von Rechten regiert werde. Er sieht ganz klar Anzeichen für ein Ende der Demokratie. Aber er betonte auch: „Ich bin trotzdem ein skeptischer Optimist." Denn es liegt an jedem Einzelnen. Denn man könne in Freiheit entscheiden und "die Klappe aufreißen. Und ich kann mir nichts Schöneres vorstellen“, so Friedmann, denn "ich reiße gerne die Klappe auf."
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